Stift Kremsmünster

Stift Kremsmünster

Der einladende Spruch auf dem Haupt-Eingangstor der Klosteranlage ist Ausdruck benediktinischer Gastfreundschaft und der Art, wie die Gemeinschaft ihre Gäste aufnehmen will.

Porta patens esto, nulli claudatur honesto

Das Tor soll jedem offen stehen, der ehrbar will durch selbes gehen

Stift Kremsmünster (Wikipedia)

Abb.:Stift Kremsmünster, Sicht von Süden

Kloster

Das Stift Kremsmünster ist ein Benediktinerkloster, das dem Geist des „Ora et labora“ seines Ordensgründers auch in der heutigen Zeit gerecht zu werden versucht.

Die etwa 60 Patres unter der Leitung H. H. Abt Ambros Ebhart sehen ihre Aufgabe im gemeinsamen Chorgebet, in der Seelsorge in den 26 dem Stift inkorporierten Pfarren und in der Erziehung der 360 Schüler im öffentlichen Stiftsgymnasium. Darüber hinaus versehen sie ihren Dienst an den Menschen in einer der ärmsten Gegenden Brasiliens, in Barreiras. Während der Kartage gibt es für Männer die Möglichkeit des „Klosters auf Zeit“.

Die Mönche fühlen sich als eine der Gegenwart verpflichtete religiöse Gemeinschaft, die kein Museum ist, wohl aber verschiedenste Museen beherbergt und für die zahlreichen Besucher gerne öffnet.

 

Gründungssage

Vor mehr als einem Jahrtausend weilte Bayernherzog Tassilo III. aus dem Geschlecht der Agilolfinger in Lorch. Sein Sohn Gunther jagte in den Wäldern im Tal der Krems. Dort machte er einen mächtigen Keiler hoch, ging dem Tier mutig mit seinem Jagdspieß zu Leibe und fügte ihm eine schwere Wunde zu. Dabei zerbrach der Schaft der Saufeder. Das verletzte Tier wandte sich wütend gegen seinen Verfolger und riss dem Herzogssohn eine große Wunde am Fuß, so dass Gunther stöhnend zu Boden sank und hilflos und einsam im Moos verblutete.

Der treue Jagdhund des Jünglings führte die Jagdgefährten zur Todesstätte des Jünglings. Schmerzgebeugt machte sich der Herzog sofort auf zur Unglücksstätte und saß gebrochen bis tief in die Nacht hinein beim Leichnam seines Sohnes. Da trat plötzlich ein schneeweißer Hirsch aus dem Dunkel des Waldes hervor, zwischen dessen Geweihstangen rotglühende Flammen in Kreuzesform leuchteten. Mit höchster Verwunderung nahm der Vater diese Erscheinung auf und erkannte sie als eine Mahnung des Himmels, dem geliebten Sohn an der Stätte seines Todes ein Erinnerungsmahl zu setzen. Er ließ zunächst eine hölzerne Kapelle bauen, die später zu einer stattlichen Kirche erweitert und mit einem Kloster umgeben wurde. Gunther wurde in der Kirche beigesetzt.

In das Kloster wurden Benediktinermönche berufen, die seit dessen Errichtung im Jahre 777 an dieser Stätte wirken. Zum Gedenken an den Anlass der Gründung führt das Stift den Eber im Wappen.

 

Klosteranlage

Unter Benutzung älterer Bestandteile entstand ab der Mitte des 17. Jahrhunderts eine umfangreiche Klosteranlage, die neben dem Stift Melk zu den größten Österreichs gehört. Baumester war Jakob Prandtauer, der auch die Klosterkirche in Melk gestaltete.

Das Stift Kremsmünster hat seine größte Ausdehnung im Südflügel, der etwa 290 m lang ist. In ihm liegen die wichtigsten Räumlichkeiten – das Refektorium, die Bibliothek und der Kaisersaal. Abgeschlossen wird der Südflügel im Osten vom 51 Meter hohen Mathematischen Turm, in dem sich die Sternwarte befindet.

 

Stiftskirche

Die 1277 vollendete Kirche ist zu Ehren des Wetterheiligen Agapitus (Agapitus von Praeneste) geweiht und wurde, wie auch die ganze Klosteranlage, seit Beginn des 17. Jahrhunderts unter der Leitung Carlo Antonio Carlones, Giovanni Battista Colombas und Giovanni Battista Barberinis barockisiert. Für die Freskenausstattung im Inneren – Szenen aus dem Alten Testament – konnten die Gebrüder Grabenberger aus Krems gewonnen werden. Ebenso stellen die aus Marmor gestalteten Barockengel des Johann Michael Zürn d. J., die neben den zahlreichen Seitenaltären knien und stehen, eindrucksvolle Beispiele des österreichischen Barocks dar. In der Kirche befindet sich auch das berühmte Gunthergrab (Abb.).Gunthergrab (1304)

Der Hochaltar mit seinem Hochaltarbild wurde 1712 in zwölfjähriger Arbeitszeit von Andreas Wolf auf einer großen Leinwand gemalt. Dieses Meisterwerk des Münchner Hofmalers stellt Christus in der Verklärung dar. Der prachtvolle Tabernakel von 1715 bildet den Sockel des Gemäldes. Dessen Tür ziert eine Immaculata von Urban Remele.

Gitter von hervorragender Qualität trennen den Chorraum vom Langschiff. Das mittlere schmiedete Valentin Hoffmann 1718, die seitlichen wurden schon 1616 bis 1618 von Hans Walz gefertigt.

Weitere bedeutende Ausstattungsstücke des Hauptschiffes sind die Kanzel von Urban Remele (1713) mit dem Ölbild „Paulus als Prediger“ von Karl von Reslfeld und die ausgezeichneten flämischen Tapisserien, die heute die Stuckmäntel der Pfeiler umkleiden. Sie zeigen Szenen aus der Historie des ägyptischen Josef.

Die beiden Altarblätter in den Seitenchören stammen von dem gebürtigen Wiener Daniel Seiter. Im linken Blatt interpretiert er das Martyrium der hl. Candida, deren Reliquien seit 1677 in Kremsmünster verwahrt werden, im rechten jenes des hl. Agapitus, dessen Überreste König Arnulf dem Kloster bereits im ausgehenden 9. Jahrhundert überließ.

 

Kaisersaal

An der Südwestecke des Klosters ließ Abt Erenbert Schreyvogl durch Carlo Antonio Carlone den Prunksaal des Stiftes, den Kaisersaal, errichten, der 1694 im Rohbau fertig war.

 

Sammlungen

Fünf Säle beherbergen eine ansehnliche Kollektion von Gemälden, die im Laufe von etwa 250 Jahren Sammeltätigkeit erstanden ist. Die gegenwärtige Aufstellung hat die Bilder chronologisch geordnet und jedem Raum eine Epoche zugewiesen: Gotik, Renaissance, österreichisches und europäisches Barock und 19. Jahrhundert.

Bei den Exponaten der Kunst- und Wunderkammer kommt es nicht so sehr auf das Kunstwerk, sondern auf das „Kunststück“ an: wie man mit Phantasie und Bravour aus Stoffen der Natur etwas diese divergierenden Bereiche Zusammenfassendes und Übersteigendes bilden kann.

In der Waffenkammer befinden sich nicht nur Waffen, die zur Verteidigung des Klosters, sondern auch solche für die Jagd sowie „kriegerische“ Erinnerungsstücke. Sie sind angeordnet wie in einer Rüstkammer des 17. Jahrhunderts, mit einem „Zeughaustrofeo“ in der Mitte des Saals.

Ein wohltuender Kontrast zur martialischen Waffenkammer tut sich im Paramentenraum auf. Hier wird ein kleiner Querschnitt durch liturgische Geräte und Gewänder geboten, die im Gottesdienst verwendet worden sind.

Den Höhepunkt der Sammlungen stellt der Zimelienraum dar. Diese Schatzkammer des Stiftes birgt Kleinodien von Weltruf. Der Tassilokelch, das Hauptwerk der Kremsmünsterschen Sammlung und der karolingischen Goldschmiedekunst wurde um 780 von Herzog Tassilo und seiner Gemahlin Luitpurga gestiftet. Des Weiteren findet man dort die Tassiloleuchter. Der Codex Millenarius, eine frümittelalterliche Evangelien-Handschrift in karolingischen Majuskeln, wird ebenfalls dort gezeigt. Daneben befinden sich dort einige hochmittelalterliche Objekte. Davon ist vor allem ein Elfenbeindiptychon interessant, dessen Stil und exquisite Ausarbeitung an französische Arbeiten des späten 14. Jahrhunderts erinnert.

 

Stiftsbibliothek

Bei der Stiftsbibliothek hat der Besucher es mit einer schlichten Klosterbibliothek des 17. Jahrhunderts zu tun. Sie ist ein 65 Meter langer Raum, durch vorspringende Wände in drei Säle und ein Zwischenabteil gegliedert, die je nach den Gestalten der Lünettenfresken Saal der Griechen, der Lateiner und der Benediktiner genannt werden. Die Stiftsbibliothek gilt als eine der größten und ältesten Stiftsbibliotheken Österreichs.

 

Sternwarte oder Mathematischer Turm

Seit 1763 werden hier meteorologische Beobachtungen angestellt. Damit kann Kremsmünster als einzige Wetterstation eine Messreihe über 230 Jahre vorweisen, die nie durch einen Standortwechsel unterbrochen wurde. Die Sammlungen in diesem Gebäude veranschaulichen die Entwicklung der naturwissenschaftlichen Forschung über fast ein Vierteljahrtausend.

 

Klosterschule

Die Klosterschule des Stiftes existiert bereits seit 1549. Die Mönche des Klosters arbeiten auch heute noch in der Jugenderziehung und in der Pfarrseelsorge. Im Stift befindet sich ein humanistisch-neusprachliches Gymnasium samt Internat, in dem Allgemeinbildung und humanistisch-christliche Grundhaltungen vermittelt werden. Die vormals interne Klosterschule des Stiftes Kremsmünster ist seit 1549 eine Schule für die Öffentlichkeit. Zu den Absolventen gehörte auch der Dichter Adalbert Stifter.

Im Jahre 2007 besuchten ca. 350 Schüler das Gymnasium. Von den 38 Professoren sind etwa ein Viertel Patres. Konvikt und Tagesheim stehen unter geistlicher Leitung.

 

Internationaler St.-Hubertus-Orden

Als christlicher Ritterorden begründet der Internationale St.-Hubertus-Orden sein geistiges und geistliches Zentrum und seinen Sitz im Stift Kremsmünster. Diese Situation wurde am 19. Juni 2004 dokumentiert in einer Vereinbarung zwischen dem Benediktinerstift Kremsmünster, vertreten durch Abt DI Oddo Bergmair OSB und Prior Dr. P. Benno Wintersteller OSB, und dem Großen Kapitel des ISHO, vertreten durch DI Maternus Lackner und Generalkonsul Kommerzialrat Siegfried G. Hödl.

Seine optische Zugehörigkeit zum Stift Kremsmünster zeigt das Ordenszentrum in der Anbringung des Ordenswappens im Riedergang des Stiftes im zweiten Blindfenster von der Hofseite her. Weiterhin ist das kleine Ordenswappen im Bereich des südlichen Westturms der Stiftskirche in der Nähe der Grabplatte des ehemaligen Gunther Kenotaphs angebracht.

Im Frühjahr eines jeden Jahres finden die Ordensfeierlichkeiten mit entsprechender Kapitelsitzung des ISHO in den Räumen des Stifts statt.

 

Gebet des Heiligen Benedikt

 

Verleihe mir,gütiger und heiliger Vater,

in Deiner Huld:

einen Verstand, der Dich versteht,

einen Sinn, der Dich wahrnimmt,

einen Eifer, der Dich sucht,

ein Herz, das Dich liebt,

ein Tun, das Dich verherrlicht,

eine Geduld, die auf Dich harrt.

Gib mir Deine heilige Gegenwart,

einen guten Tod

und eine glückliche Auferstehung

im ewigen Leben. Amen.

 

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